Für die Ukraine ist Fechten ein wichtiger Sport auf der internationalen Bühne. Nun sollen Wettkämpfe boykottiert werden – mit fatalen Folgen für die Athleten.
Der Fechtverband
Die Ukraine hat einen Boykott aller Wettkämpfe angekündigt, an denen Athleten aus Russland und Weißrussland teilnehmen. Wie der Verband NFFU mitteilte, wurde dies am Montag bei einer Präsidiumssitzung beschlossen. Demnach sollen ukrainische Athleten sowie Richter oder Trainer nicht an solchen Wettkämpfen teilnehmen.
Nach Angaben der NFFU wurden auch Maßnahmen zur Anfechtung „der rechtswidrigen und beschämenden Entscheidung“ des Weltverbands FIE diskutiert, Athleten aus Russland und Weißrussland zuzulassen. Der vom russischen Oligarchen Alisher Usmanov finanzierte Weltverband FIE hat am 10. März mit großer Mehrheit beschlossen, dass Russen und Weißrussen künftig wieder international kämpfen dürfen – trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine.
Die Pro-Russland-Entscheidung des Fechtweltverbandes sorgte für viel Ärger. Säbelspezialistin Léa Krüger rief zur Unterstützung auf. „Wir Sportler dürfen mit so etwas nicht alleine gelassen werden, wir müssen geschützt werden“, sagte der 27-Jährige der Mediengruppe „Münchner Merkur/tz“.
Ukrainische Fechter werden in den olympischen Qualifikationsspielen nicht gegen Russen und Weißrussen antreten und haben die anderen Nationen zum Boykott aufgerufen. Krüger, Mitglied des Präsidiums von Athleten Deutschland und der DOSB-Athletenkommission, habe „viele sehr emotionale Gespräche“ geführt.
Insbesondere mit der ukrainischen Vierfach-Weltmeisterin Olga Kharlan hatte sie viel Kontakt. „Sie sagte mir, dass die ukrainische Regierung beschlossen hat, die Finanzierung von Fechtwettbewerben einzustellen, solange russische und weißrussische Teilnehmer teilnehmen.“ Für die 32-Jährige könnte dies laut Krüger das Ende ihrer Karriere bedeuten. Die Olympia-Qualifikation beginnt im April, Kharlan wird nicht zu einem Qualifikationsturnier gehen können.
Krüger kritisierte, dass die Verantwortung zwischen dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und den Weltverbänden zuletzt “zu oft hin und her geschoben” worden sei. Die Verbände hätten sich in der Russland-Frage “klar positionieren” sollen. „Im Fechten sieht man derzeit, wohin das Ganze führt. Es gibt keine Sanktionen gegen Russland und am Ende sind wir Sportler wieder die Leidtragenden“, sagt Krüger.