Friday, September 29, 2023

Gianni Infantino: Die Absurditäten der Fifa-Wahl

Gianni Infantino wurde wiedergewählt. Allerdings müssen die Bedingungen und das Wahlverfahren für seine erneute Kandidatur hinterfragt werden.

Gianni Infantino wurde diesen Donnerstag beim 73. Kongress des Weltfussballverbandes zum Präsidenten der Fifa wiedergewählt. Er bleibt bis mindestens 2027 im Amt. Die Wahl fand in Kigali, Ruanda, statt.

Es gab keinen Gegenkandidaten zu Infantino. Damit wurde Infantino wie bei der Wahl vor vier Jahren durch Applaus, auch Akklamation genannt, bestätigt. Ein umstrittener Prozess im Internet. Per Akklamation zum Beispiel in

Wahlen in China durchgeführt.

Infolgedessen starben Nationen, die sich Infantino widersetzten. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB), vertreten durch Präsident Bernd Neuendorf, wollte den 52-Jährigen nicht unterstützen (hier mehr lesen). Ebenso Schweden, Dänemark und Norwegen.

Für den Schweizer war dies jedoch keine Hürde. Zudem hilft Infantino der fragwürdige Wahlmodus. Jeder der 211 Nationalverbände hatte eine Stimme, egal wie groß oder klein. Damit zählte die Stimme der Karibikinsel Aruba (106.000 Einwohner) genauso viel wie die der USA (331,9 Millionen Einwohner) oder Brasiliens (214,3 Millionen Einwohner).

Der in Europa durchaus umstrittene Fifa-Präsident hat vor allem bei den kleinen Verbänden enormen Rückhalt. Das liegt vor allem am Geld. Die Fifa verbucht derzeit jedes Jahr Rekordeinnahmen – und die Nationalverbände bekommen ihren (kleinen) Teil des wachsenden Kuchens ab. Immer größere Summen werden an die 211 Mitglieder ausgeschüttet. Gerade für kleinere Vereine eröffnen sich dadurch ganz neue Möglichkeiten. Die erneute WM-Inflation dürfte die TV-Einnahmen weiter steigern. So sichert sich Infantino die Zustimmung der kleineren Länder und bleibt sicher im Amt.

Der Schweizer polarisiert mit seinem Auftritt. Auch über die umstrittene WM in Katar sagte er: „Ich habe euch die beste WM der Geschichte versprochen – und ich habe geliefert.“ Er fuhr fort: „Alles, was ich als Präsident tue, tue ich für Sie alle.“ Seine Kritiker sehen das anders. Die norwegische Verbandspräsidentin Lise Klaveness warf Infantino vor, “allumfassende Werte im Fußball nicht umzusetzen”. Gegner von Infantinos kritisieren auch seine Nähe zu bestimmten Staatsoberhäuptern, etwa dem Kronprinzen von Saudi-Arabien.

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